Aufruf zur Gründung: Der Förderverein Gedenkort T4

Seit 2011 gibt es "Gedenkort T4" - eine digitale Informationsplattform, die über die NS-"Euthanasie"-Verbrechen aufklärt, der Opfer gedenkt und immer wieder auch den Bogen zu aktuellen Debatten um Sterbehilfe und Humangenetik schlägt. Dies ist das eine Standbein einer umfassenden Gedenkarbeit, an der auch ich seit August 2015 teilhaben darf.

Das zweite Standbein ist seit 2014 der Gedenk- und Informationsort T4 im Berliner Stadtraum, genauer, direkt neben der Philharmonie. Denn dort, in der damaligen Tiergartenstraße 4, war im Dritten Reich in einer Villa die Zentrale untergebracht, von der aus die "Krankenmorde" gesteuert wurden. Dort wurde mit Kreuzen auf Meldebögen über Leben und Tod entschieden - diese erste Phase der NS-"Euthanasie" ging später unter dem Kürzel "Aktion T4" auf traurige Weise in die deutsche Geschichte ein. An jenem Ort steht seit 2014 ein Mahnmal, das zugleich als Informationsort dient, und das von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas ("Holocaustmahnmal") betreut wird.

Ab Juli diesen Jahres wird nun endlich ein drittes Standbein geschaffen: ein Förderverein, der die bisherigen Initiativen fortsetzen und ausbauen wird. "Wir wollen nicht, dass dieses Kapitel der deutschen Geschichte als abgeschlossen betrachtet wird", heißt es in unserem offiziellen Gründungsaufruf. "Das Interesse am Besuch von Gedenkstätten steigt. Immer
mehr Angehörige versuchen, das Schicksal ermordeter Familienmitglieder zu erforschen. Die
NS-“Euthanasie“ bleibt Bezugspunkt aktueller Debatten um Bioethik und Sterbehilfe."

Auch Gedenkfeiern, wie hier am 27.01.2016, werden zu den Aufgaben des Fördervereins zählen. Doch dies alleine reicht nicht aus. Foto: Julia Frick.
Auch Gedenkfeiern, wie hier am 27.01.2016, werden zu den Aufgaben des Fördervereins zählen. Doch dies alleine reicht nicht aus. Foto: Julia Frick.

Wir wollen nun intensiver mit der Stiftung Denkmal zusammenarbeiten, die Gedenkfeiern am 27.1. ("Tag der Befreiung" 1945) und am 1.9. (Beginn des 2. Weltkrieges 1939) reichen nicht aus, um politische und gegenwartsbezogene Erinnerungsarbeit zu leisten.

So will sich der Förderverein Gedenkort T4 vermehrt der Arbeit mit Angehörigen widmen, die öffentliche Nennung der Opfernamen weiter vorantreiben bzw. sich mit den diesbezüglichen Problematiken auseinandersetzen (siehe hierzu auch die Tagung am 29.06.2016 in der Topographie des Terrors, Berlin), sich am aktuellen Diskurs über Sterbehilfe und Humangenetik beteiligen, das Informationsangebot inklusiv und international erweitern sowie Forschungprojekte fördern.

Wir möchten daher Einzelpersonen, Selbsthilfegruppen, Verbände und Organisationen aus den verschiedensten Bereichen auf Bundes-, Landes- und Bezirksebene motivieren, sich zu engagieren und den Verein persönlich, ehrenamtlich oder finanziell zu unterstützen.


Interessenten nehmen entweder über die Nachrichtenfunktion dieser Website Kontakt mit mir auf oder schreiben direkt eine E-Mail an foerderkreis@gedenkort-t4.eu

 

Die vorläufige Satzung des Vereins kann hier (PDF) nachgelesen werden.

Kommentare: 2 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Stefan Schenck (Sonntag, 05 Juni 2016 13:10)

    Liebe Julia,

    herzlichen Dank für diesen tollen Post, der hoffentlich viel Verbreitung findet. Beispielgebend für die künftige Arbeit des Förderkreises sind auch die Folgeprojekte zum laufenden Theater-Wettbewerb "andersARTig-gedenken-on-stage" (#agos): www.andersartig-gedenken.de

    Auch Du hast und wirst sicherlich weiterhin einen wichtigen Beitrag zu #agos und zur Arbeit im Förderkreis leisten, worauf wir uns sehr freuen.

    MfG,
    Stefan

  • #2

    Horst Zitzer (Freitag, 29 Juli 2016 18:58)

    Liebe Julia,

    ich finde deine Arbeit einfach großartig, nur ist sie 60 Jahe zu spät. Ich kann mir überhauopt nicht erklären, warum man sich in der Nachkriegszeit so wenig mit der Vergangenheit sich beschäftigt hat.
    Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Arbeit.

    Herzliche Grüße


    Horst Zitzer